COMI

Im Schweizerischen Implantat-Register (SIRIS) werden seit dem Jahr 2012 die Implantationen und Revisionen von Hüft- und Knie-Totalendoprothesen (TEP) erfasst. Im Rahmen einer Studie (Core Outcome Measures Index, kurz COMI) wurde zwischen 2017 und 2020 zusätzlich der prä- und postoperative krankheitsspezifische Zustand von Patientinnen und Patienten, die eine Erstimplantation oder Revision einer Hüft- oder Knie-TEP in einem der sieben teilnehmenden Spitäler der Kantone Basel-Stadt, Basel-Landschaft und Solothurn erhalten, gemessen. Hierzu konnte das SIRIS-Register als inhaltliche und technische Basis genutzt werden. 

Da das SIRIS als Prothesenregister eher den technischen Erfolg der Operation misst, nämlich die Überlebenszeit der Prothese und weitere Revisionseingriffe, wurde im Rahmen dieser Studie auch die Sicht des Patienten erfasst, um damit Hinweise auf Indikations- und Ergebnisqualität zu erhalten. Eine validierte und einheitliche Messung des medizinischen Nutzens von Erstimplantationen und Revisionen von Hüft- und Knie-TEP ist anhand des in der Studie verwendeten Patientenfragebogens möglich. Dieser misst zu den Bereichen Schmerzintensität, Gelenkfunktion, symptomspezifisches Wohlbefinden, Lebensqualität und Einschränkung bei der Ausübung der gewohnten Tätigkeiten im Alltag (Arbeit, Hausarbeit, Schule, Freizeitaktivitäten) vor und nach einem orthopädischen Eingriff am Hüft- oder Kniegelenk. Darüber hinaus werden die behandelten Patientinnen und Patienten in den Fragebögen nach der Operation zusätzlich nach aufgetretenen Komplikationen, erneut durchgeführten Operationen, der Behandlungszufriedenheit und dem subjektiv empfundenen Nutzen des operativen Eingriffs befragt. Ein wesentlicher Vorteil des Patientenfragebogens war die Kombination aus prä- und postoperativer Befragung. Die Antworten wurden unabhängig von der Operateurin oder dem Operateur von einem neutralen Institut erhoben und ausgewertet. Mögliche Einflüsse der Arzt-Patienten-Beziehung auf die Diagnose- und Indikationsqualität wurden durch das Ausfüllen des Fragebogens nach dem Spitalaufenthalt im heimischen Umfeld umgangen. Durch aktivere Teilnahme am Prozess der Indikationsstellung wird der/die betroffene Patient/Patientin in seiner/ihrer Gesundheitskompetenz sensibilisiert und gestärkt. 

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) der Universität Bern wurden bei einem geplanten Hüft- und Knie-TEP-Eingriff die Patientinnen und Patienten vor, bzw. 6 bzw. 24 Monate nach der Operation befragt. Die Ergebnisse wurden im Rahmen der jährlichen SIRIS Berichterstattung im Dezember 2023 veröffentlicht. Sie zeigen, dass die Hüft- und Knie-Implantate in den allermeisten Fällen erfolgreich eingesetzt wurden und die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten wiederhergestellt werden konnte. Dabei ist der messbare Erfolg von Hüft- TEP systematisch besser als bei Knie-TEP, nur ein kleiner Teil der befragten Personen war unzufrieden mit dem Ergebnis. Die berichteten Komplikationen und die Revisionslast werden durch die Verantwortlichen des SIRIS Registers weiter beobachtet. Die COMI Studie findet national Anerkennung als Pionierstudie für Patient Reported Outcome Measurements (PROM). Aus den Erfahrungen mit der COMI Studie wurde die Verpflichtung zur Erfassung von PROM weiterentwickelt. Der Einbezug der Erwartungen an die Behandlung und des Ergebnisses ist bei ausgewählten Behandlungen in Spitälern der Kantone Basel-Stadt, Basel-Landschaft und Solothurn verpflichtend.

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