COMI
Im Schweizerischen Implantat-Register (SIRIS) werden seit dem Jahr 2012 die Implantationen und Revisionen von Hüft- und Knie-Totalendoprothesen (TEP) erfasst, wobei innerhalb von SIRIS der entsprechende patientenbezogene Nutzen auf freiwilliger Basis zusätzlich miterhoben werden kann. Im Rahmen der COMI-Studie soll nun zusätzlich der prä- und postoperative krankheitsspezifische Zustand von Patientinnen und Patienten, die eine Erstimplantation oder Revision einer Hüft- oder Knie-Totalendoprothese in einem der sieben teilnehmenden Spitäler der Kantone Basel-Stadt, Basel-Landschaft und Solothurn erhalten, gemessen werden. Hierzu wird das SIRIS-Register als inhaltliche und technische Basis genutzt.
Da das SIRIS als Prothesenregister eher den technischen Erfolg der Operation misst, nämlich die Überlebenszeit der Prothese und weitere Revisionseingriffe, soll im Rahmen dieser Studie auch die Sicht des Patienten erfasst werden, um damit annäherungsweise die Indikations- und Ergebnisqualität bestimmen zu können. Eine wissenschaftlich validierte und einheitliche Messung des medizinischen Nutzens von Erstimplantationen und Revisionen von Hüft- und Knie-Totalendoprothesen ist anhand des in der Studie verwendeten Core Outcome Measures Index-(COMI-)Patientenfragebogens möglich.
Dieser misst zu den Bereichen Schmerzintensität, Gelenkfunktion, symptomspezifisches Wohlbefinden, Lebensqualität und Einschränkung bei der Ausübung der gewohnten Tätigkeiten im Alltag (Arbeit, Hausarbeit, Schule, Freizeit-aktivitäten) vor und nach einem orthopädischen Eingriff am Hüft- oder Kniegelenk die Wirksamkeit und Indikationsqualität der Behandlung. Darüber hinaus werden die behandelten Patientinnen und Patienten in den Fragebögen nach der Operation zusätzlich nach aufgetretenen Komplikationen (wie z.B. Störung der Wundheilung, Lähmung, Gefühlsstörungen, Muskelverhärtung), erneut durchgeführten Operationen, der Behandlungszufriedenheit und dem subjektiv empfundenen Nutzen des operativen Eingriffs befragt, womit neben der Indikations- auch die Behandlungsqualität erfasst wird. Die Indikationsstellung für die Operation und vor allem ihr Zeitpunkt sind neben der Prozessqualität des eigentlichen Eingriffs wichtige Prädiktoren für das Behandlungsresultat.
Ein wesentlicher Vorteil des COMI-Patientenfragebogens ist die Kombination aus prä- und postoperativer Befragung. Die Antworten werden unabhängig von der Operateurin oder dem Operateur von einem neutralen Institut erhoben und ausgewertet. Mögliche Einflüsse der Arzt-Patienten-Beziehung auf die Diagnose- und Indikationsqualität werden durch das Ausfüllen des Fragebogens nach dem Spitalaufenthalt im heimischen Umfeld umgangen. Durch aktivere Teilnahme am Prozess der Indikationsstellung wird der/die betroffene Patient/Patientin in seiner/ihrer Gesundheitskompetenz sensibilisiert und gestärkt.
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) der Universität Bern werden bei Hüft- und Knie-TEP-Patienten mithilfe des validierten COMI-Patientenfragebogens die Schmerzintensität, Funktion, Zufriedenheit und Lebensqualität der betreffenden Patienten präoperativ und 6 bzw. 24 Monate nach der Operation erhoben, um somit letztendlich den medizinischen Nutzen sowie annäherungsweise die Indikations- und Ergebnisqualität der Versorgung bestimmen zu können.